Nach einem Vorbereitungstreffen mit Dr. Gerhard Wahlers von der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) und Deidre Berger, Direktorin des American Jewish Committee (AJC) in Berlin, am 4. Juli 2017 in Berlin, welches zur Programmbesprechung diente, ein näheres Kennenlernen ermöglichte und Hinweise zur Reisevorbereitung bereithielt, trafen sich die Teilnehmer des 37. KAS-AJC-Austausches – nach Anreise der Teilnehmer aus unterschiedlichen Orten – am 9. Juli 2017 am Flughafen Frankfurt, um von dort aus gemeinsam nach Washington, D.C., zu reisen.
Das Programm, welches bis zum 16. Juli 2017 ging, begann unmittelbar nach der Ankunft im Hotel durch ein Briefing von AJC und KAS. Der Gruppe wurde ein volles Programm mit berührenden Gesprächen, engagierten Diskussionsrunden, spannenden Museumsbesuchen und Begegnungen in Gemeinden und Privathäusern geboten. So besuchte die Delegation zu Beginn des Programms in Washington das United States Memorial Holocaust Museum. Der Gruppe wurde, obwohl vieles aus dem Geschichtsverständnis bereits bekannt war, einmal mehr das Grauen der systematischen Vernichtung der Juden Europas vor Augen geführt. Darauf aufbauend ergaben sich in den folgenden Tagen viele Gespräche mit verschiedenen jüdischen Organisationen, die die aktuellen Entwicklungen, insbesondere hinsichtlich eines anhaltenden Antisemitismus, erläuterten. Dabei wurde auch die neue US-Administration unter Präsident Donald Trump ausgiebig beleuchtet. Sowohl beim Besuch im US-Kongress mit dem demokratischen Abgeordneten Ted Deutch (Co-Leiter der deutsch-amerikanischen Freundschaftsgruppe), beim Empfang des KAS-Büros in der US-Hauptstadt, wie auch bei sehr erhellenden Diskussionen mit führenden Vertretern von Think Tanks (u.a. Freedom House und American Enterprise Institute) kamen Trump und seine ersten Monate im Amt immer wieder zur Sprache. Doch stets ging es bei den Gesprächen auch um die Themen Medien, Migration und die allgemeine politische Situation in den USA, Deutschland bzw. Europa und Israel. Bei den traditionellen privaten Abendessen bei AJC-Mitgliedern zu Hause (sog. Home Hospitalities), die einen ganz besonderen Rahmen zum persönlichen Austausch boten, wurde zudem – neben den Einschätzungen der politischen Entwicklungen – ganz besonders das jüdische Leben in den USA besprochen.
Einen berührenden und emotionalen Höhepunkt der Reise stellte die Begegnung mit Holocaust-Überlebenden in New York City dar. Die drei Frauen, mit denen das Gespräch geführt wurde, machten mit ihren Lebensgeschichten deutlich, wie sehr es sich lohnt und wie notwendig es ist, den Austausch und die Aussöhnung zu pflegen und ein deutliches Zeichen gegenüber jeder Art von Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit zu setzen. Nachhaltig in Erinnerung blieb vor allem das Gefühl der Lebensfreude, das die drei Frauen eindrucksvoll vermittelten. Ein Besuch im Tenement Museum, der inhaltliche Austausch mit AJC-Vertretern sowie Einblicke in die Arbeit des Leo Baeck Institute rundeten einen tiefgehenden Blick in das jüdische Leben von New York City ab.
In St. Louis wurde der Gruppe zum Abschluss der Reise die Gastfreundschaft des Mittleren Westens geboten. Die eindrucksvolle Darstellung des jüdischen Lebens (Besuch der United Hebrew Congregation und des Jewish Community Centre) ließ erahnen, wie sehr die jüdische Gemeinschaft in die amerikanische Gesellschaft integriert ist. St. Louis bot darüber hinaus mit dem berühmten St. Louis Arts Museum nicht nur kulturell eine beeindruckende Erfahrung, sondern hielt erneut ein emotionales Highlight bereit: Der Schabbat-Gottesdienst am Freitagabend mit anschließendem Schabbat-Dinner in privater und familiärer Atmosphäre war ein Beispiel an Gastfreundschaft, das die Teilnehmer sicher nicht so leicht vergessen werden.
Die Ziele des seit nunmehr 37 Jahren stattfindenden Programms – das Leben der jüdischen Gemeinschaft in den USA in ihrer Vielfalt kennenzulernen, den Dialog zwischen den Kulturen zu fördern und das Interesse an den transatlantischen Beziehungen aufrecht zu erhalten – sind aktueller denn je. Dem Austauschprogramm des AJC und der KAS ist auch in diesem Jahr wieder eindrucksvoll gelungen, Menschen dies- und jenseits des Atlantik einander näher zu bringen. Dabei gebührt allen Teilnehmern der Dank für eine aktive Unterstützung einer positiven Gruppendynamik sowie ganz besonders den Unterstützern des Programms in Deutschland und den USA.